Von Hendrik Achenbach
Auch heute Abend zeigte sich wieder, dass ein neues Programm nicht ohne Mühen entsteht. Wir verwöhnen unser Publikum ja nun schon seit einigen Jahren damit, am Ende des Jahres (zum traditionellen
Abschlusskonzert im Walldorfer Schulungszentrum) ein komplett neues Programm vorzustellen.
In 2006 war das Thema "Count Basie", und die Auswahl der Stücke nicht sehr problematisch. In 2007 ist alles deutlich komplizierter. Regelmäßige Leser dieses Blogs werden es wissen: Das Thema
lautet in diesem Jahr "Titelmelodien aus Film und Fernsehen". Während ich mit meinen persönlichen Wünschen nach Big-Band-Arrangements von Die Schwarzwaldklinik und Das
Traumschiff nur ganz knapp an einem Bandausschlussverfahren vorbeigeschrammt bin, liegen nun mittlerweile schon einige (teilweise eigens fürs uns geschriebene) Arrangements von größtenteils
akzeptierten Titeln vor. Heute gab es zum Beispiel schon die zweite, an die Bedürfnisse der Posaunen angepasste Version von Dallas oder als ganz neue Nummer ein Arrangement von
Street Life, das sicher ein großer Hit werden wird. Zwei Nummern wurden heute aber auch wieder gestrichen: The Unknown Stuntman ("Ein Colt für alle Fälle") und Pater
Brown müssen den Wettbewerb leider bis auf weiteres verlassen.
Im Mittelpunkt der heutigen Probe stand das ebenfalls neue Arrangement von Die Straßen von San Francisco (es trägt diesen deutschen Titel). Kurz bevor es losging hatte ich ein persönliches Erfolgserlebnis, weil mir endlich der Name des Hauptdarstellers dieser Serie (neben Michael Douglas) einfiel: Karl Malden. Ich hatte schon seit längerer Zeit darüber nachgedacht. Dann begannen wir damit, eine Aufnahme dieses Arrangements anzuhören. Anschließend betretenes Schweigen in der Band und erstaunte Blicke von Thomas. Auch dieses Stück enthält einen plötzlichen Wechsel vom 4/4- zum 3/4-Takt -- das wird langsam aber sicher unser Markenzeichen (und uns hoffentlich nicht zum Verhängnis). Und auch sonst handelt es sich sicher um ein Arrangement, das mit einmal Üben pro Woche nicht zu meistern sein wird. Aber beim zweiten Versuch (am Ende der Probe) blickte Thomas schon zuversichtlicher aus der Wäsche. Ob dies an unserer beeindruckenden Performance oder an seinem unverbrüchlichen Optimismus lag, sei dahingestellt. Wichtig ist, dass wir uns das Stück jetzt vornehmen. Wer nicht wagt, der nicht gewinnt.
Zum Schluss gibt es noch von einem Abgang zu berichten: Ein langjähriger Begleiter unserer wöchentlichen Probenarbeit ist nicht mehr. Jahraus, jahrein hat er den vielfältigen musikalischen Entwicklungsstadien unseres Repertoires beigewohnt. Die Rede ist von dem lebensgroßen Koch aus Keramik, der am Eingang der Kantine im Schulungszentrum stand. Konnte er uns nicht mehr ertragen? Oder hat unsere Klanggewalt ihm die Füße unter dem Boden weggezogen? Fakt ist, dass er genau zeitgleich mit einem mächtigen Schlussakkord kopfüber auf den Steinfußboden stürzte und sich mit gewaltigem Klirren in einen Scherbenhaufen verwandelte. In einer ersten Schrecksekunde meinten wir, der afrikanischen (?) Steinkunst in den Glasvitrinen zu nahe getreten zu sein, doch es war "nur" der Koch. Wir werden seinen Nachfolger, so die Stelle denn wieder besetzt wird, herzlich in unsere Mitte aufnehmen.