Von Hendrik Achenbach
Knapp hundert Jahre nach seinem Entstehen bildet der klassische Bigband-Jazz eine äußerst lebendige Tradition. Die Bandleader Bjoern Strangmann und Thomas Siffling bringen ihre Bigbands zusammen und veranstalten ein "Cooperations-Concert", kurz "CoCo".
Die zwanziger Jahre des vergangenen Jahrhunderts haben der Welt viele Dinge beschert, die auch heute noch eine wichtige Rolle spielen. Ob es sich nun um den Bubikopf, den Rundfunk oder das Penicillin handelt: Die "Goldenen Zwanziger" wirken bis heute nach.
Auch in musikalischer Hinsicht zeigte man sich damals erfinderisch: Eine neuartige Formation, die oft fünfzehn bis zwanzig Musikerinnen und Musiker gleichzeitig auf die Bühne brachte, machte von sich reden - zuerst in den USA, später auch in anderen Teilen der Welt. Bei einer so großen Gruppe fühlt man sich rein zahlenmäßig natürlich an ein Orchester erinnert. Folgerichtig bezeichnete man die Bands damals oft auch als "Jazz-Orchester". Später hat sich dann der Begriff "Bigband" durchgesetzt.
Bigband-Jazz war für lange Zeit Populärmusik, die hauptsächlich unter den Teenagern und jungen Erwachsenen ihre Fans, Zuhörer und Tänzer fand. Einige Generationen später sieht das ganz anders aus. In den musikalischen Charts findet man üblicherweise Stücke aus anderen Genres, und bei den Teenagern wird man etwas länger suchen müssen, bis man einen Bigband-Fan findet. Auf der anderen Seite zeigt sich bei Festivals und Konzerten immer wieder, dass der klassische Bigband-Jazz nichts von seiner Magie verloren hat und sich unmittelbar auf die Zuhörer überträgt, die nach den ersten Takten beginnen, mit den Füßen zu wippen und den Fingern zu schnippen.
Die Musikschule Südliche Bergstraße unterstützt den musikalischen Nachwuchs der Region schon seit langem darin, erste Erfahrungen mit einer Vielzahl von musikalischen Genres zu sammeln und eine solide Grundausbildung zu absolvieren. Der Bigband-Jazz bildet hier keine Ausnahme. Der Musikschulleiter und studierte Jazz-Posaunist Bjoern Strangmann leitet das Ensemble persönlich und greift auch immer wieder selbst zur Posaune. Die klassische Bigband-Besetzung ist um Gesang erweitert und hat von Stan Kenton über Bob Mintzer bis hin zu Robbie Williams alles im Jazznotenkoffer dabei.
In der Nähe der Musikschule, unter dem Dach des Walldorfer Softwarekonzerns SAP, sind jeden Mittwoch um 19.00 Uhr ganz ähnliche Klänge zu hören. Dann probt die SAP Big Band, die 1996 von Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern gegründet wurde, seit nunmehr vierzehn Jahren von dem renommierten Mannheimer Jazztrompeter Thomas Siffling geleitet wird und schon lange zu den besten Amateur-Bigbands der Rhein-Neckar-Region gehört.
Die Musikerinnen und Musiker aus Walldorf engagieren sich gerne, wenn es darum geht, den musikalischen Nachwuchs zu fördern. Schließlich könnten sie selbst einmal davon profitieren. In diesem Zusammenhang wird es am 29. Juni zu einem ungewöhnlichen Auftritt kommen. Während so mancher Veranstaltungsort schon seine liebe Mühe hat, auch nur eine Bigband auf der Bühne unterzubringen, nutzen die Bandleader Strangmann und Siffling die räumlichen Möglichkeiten der Walldorfer Astoria-Halle, bringen ihre beiden Bigbands zusammen und veranstalten das "Cooperations-Concert der Bigband der Musikschule Südliche Bergstraße und der SAP Big Band" - kurz "CoCo".
Die SAP Big Band wird bei diesem Auftritt ihr sechstes Studioalbum im Gepäck haben, das gerade unter dem Titel "Eighteen" erschienen ist, und einige Titel der neuen CD vorstellen. Die Bigband der Musikschule hat ebenfalls ein spannendes Programm vorbereitet. Insider behaupten gar, die Chancen stünden nicht schlecht, dass die Bandleader selbst auch einmal ihre Instrumente zur Hand nehmen und ein Solo beisteuern werden.
"CoCo" verspricht also ein musikalisches Ereignis zu werden, das man besser nicht verpassen sollte. Karten gibt es bei Bücher Dörner in Wiesloch oder per E-Mail unter office@musikschule-wiesloch.de.