The only way is up

Von Hendrik Achenbach

Da schon Ende Mai der nächste Auftritt ansteht, haben wir heute nach einer nur einwöchigen Osterpause die Probenarbeit wieder aufgenommen. Gleich zu Anfang wies unser CMO Thomas S. auf eine ungewöhnliche Tatsache hin: Gleich zwei Mitglieder des Trompetensatzes waren im Jackett aufgelaufen, obwohl es sich um eine ganz gewöhnliche Probe handelte. Konsul Toni D. kam in einem eleganten blauen Blazer daher, während ich mich für ein graues Cord-Sakko entschieden hatte.

Sakko

Thomas versuchte im Laufe des Abends, den modischen Chic dieses Kleidungsstücks in Frage zu stellen, doch als ich ihn daran erinnerte, dass er es im Jahr 2009 bei einer Einkaufstour durch Mannheim höchstpersönlich ausgewählt und für gut befunden hatte, konnte ich zumindest diese Diskussion abwenden. Es gab aber noch ein ganz anderes Problem. Warum Toni so elegant gekleidet war, sollte erst später klar werden. Bei mir war der Grund, dass ich tagsüber in einer größeren Besprechung einen Kurzvortrag halten sollte und natürlich einen guten Eindruck machen wollte. Allerdings hatte ich mich für den sportlichen Look mit Sakko und schwarzem T-Shirt entschieden. Letzteres hatte leider ein Loch auf dem Bauch, aus dem das weiße Unterhemd fröhlich hervorleuchtete.

T-Shirt mit Loch

Ich weiß nicht, welchen Eindruck das in der Besprechung hinterlassen hat. Gut ist vermutlich irgendwie anders. Sie können sich aber vorstellen, dass ich in der Band damit keineswegs durchkam.

Doch erst mal zurück zur Probe. Wie so oft kurz vor einem Auftritt haben wir mitThe Simpsons und Beauty and the Beast zwei Nummern im Programm, die wir überhaupt nicht können, was unseren CMO aber nicht davon abhält, diese "auf jeden Fall" aufs Programm setzen zu wollen. Er bescheinigte uns zwar, dass das Ganze klingen würde, als ob wir die Stücke noch niemals gespielt hätten, doch das wird nichts helfen. Ende Mai müssen sie entweder sitzen oder es wird peinlich. Zu dumm, dass ich mich für diesen Auftritt abmelden muss. Auf der anderen Seite erhöhen sich dadurch wahrscheinlich die Erfolgschancen. Ich persönlich glaube ohnehin, dass die bescheidene Performance im ersten Drittel der Probe darauf zurückzuführen ist, dass unser Präsident und Spiritus rector, Ralf H., noch nicht anwesend war. Um etwa 20.00 Uhr ging dann aber endlich die Tür auf und er kam herein. Nicht im Jackett, sondern heute sogar ungewöhnlich sportiv mit einer eng anliegenden Fleecejacke bekleidet, doch das passte zu seinem dynamischen Auftreten. Er kam wie immer ohne Notenständer, stellte sich neben mich, warf einen prüfenden Blick auf meine Noten und erklärte in einem Tonfall, der keinen Widerspruch duldet: "Ich steige da gleich mal mit ein." Kein Wunder, dass die Sache von da an steil bergauf ging.

Bei einem der ersten Gesangstücke gab es allerdings noch einen kleinen Rückschlag.Thomas entwickelte eine komplexe Allegorie, in der er die Qualität unserer musikalischen Leistung mit den Räumen eines Gebäudes in Beziehung. Angeblich befanden wir uns heute im Keller und versuchten verzweifelt, ins Erdgeschoss vorzustoßen, was aber sehr schwierig sei, wenn niemand wisse, wo sich die Tür befinde. Wir gaben aber nicht auf, tasteten uns langsam an der Kellerwand entlang und konnten unserem CMO beim letzten Stück (Abracadabra) tatsächlich ein positives Urteil abringen ("ein versöhnlicher Schluss").

Anschließend ging es zur Probennachbesprechung ins Walldorfer El Torero. Eine eher ungewöhnliche Location, aber Toni D. hatte sie ausgesucht und sogar einen Tisch reservieren lassen. Da er ein Mann von erlesenem Geschmack ist, waren wir guter Dinge und brachen erwartungsvoll auf. Unterwegs drehten wir mit ungefähr zehn Autos, in denen jeweils eine Person saß, ein paar Ehrenrunden durch Walldorf, weil die Person im Auto ganz vorne keine Ahnung hatte, wo die Reise hingehen sollte. Wer hier fehlte, war unser Präsident. Plötzlich tauchte sein blauer Ford Galaxy aber blitzartig aus einer Seitenstraße auf, schnitt uns elegant den Weg ab und ging in Führung. Meisterhaft. Wenige Sekunden später waren wir am Ziel. Gibt es etwas, das dieser Mann nicht kann?

Als wir am Tisch saßen, wurde dann endlich klar, warum der Konsul heute so schick war. Er hatte zur Feier seines Geburtstages zwei brechend volle Vorspeisenplatten mit ausgesuchten Meeresfrüchten kommen lassen, über die wir uns in einer Weise hermachten, dass einige von uns später ihre Hauptspeise zurückgehen lassen mussten.

Vorspeise

Zu allem Überfluss beteiligte sich unser Pianist Frank W., ebenfalls aus geburtstäglichen Gründen, an der ganzen Sache, so dass wir auch noch ein paar Flaschen Weine von Weltklasse serviert bekamen. Haben wir es gut! Ein herzlicher Dank an Toni und Frank!

Weine von Weltklasse

Wir saßen lange zusammen und ich kann mich nicht erinnern, in den letzten zwei Jahren so gelacht zu haben, dass ich mir die Tränen aus den Augen wischen musste und keine Luft mehr bekam. Die Gründe für unsere aufgeräumte Stimmung sind allerdings nur schwierig zu vermitteln. Sagen wir einfach, dass eine Stimmung herrschte, in der man gerne auch mal eine Geschichte aus dem Dampfbad erzählt und lassen die Details hinter dem Schleier unserer fast schon sprichwörtlichen Diskretion verschwinden.

CMO mit Weinglas

Zum guten Schluss trug unser CMO mir noch eindringlich auf, mein löchriges T-Shirt wegzuwerfen. Noch habe ich es an, aber ich sollte wirklich darüber nachdenken. Gründlich. Beenden wir deswegen diesen Bericht, um den Gedanken Raum zu geben. Sie werden sicher erfahren, wie die Sache ausgegangen ist. Bis bald.