Von Hendrik Achenbach
Auch von dieser Probe gibt es wieder einige Dinge zu berichten, die in die Annalen der Band eingehen werden. Nachdem wir uns bei Die Straßen von San Franzisko wieder einmal nur in bescheidenem Ausmaß mit Ruhm bekleckert hatten, stieß ein besonderer Gast zu uns, um einige Gesangsstücke zu proben. Über die Identität des Gastes wird an dieser Stelle mit gewohnter Diskretion natürlich geschwiegen, aber es sei doch erwähnt, dass es sich um eine weibliche Person handelte, die bei den ansonsten mehr oder weniger männlichen Anwesenden gleich typische Verhaltensweisen auslöste:
- Torsten stürzte Hals über Kopf in den Keller, um einen Notenständer zu besorgen und war auch bei der Montage behilflich. Vorbildlich!
- Harald, heute besonders fesch im blitzweißen Hemd, wusste durch freiwillig im Stehen vorgetragene Soli bei Street Life zu beeindrucken.
- Unser CMO Thomas machte deutlich, dass er Musikerinnen bei der Wahl der Auftrittskleidung gerne mit Rat und Tat zur Seite steht ("Wie stehst du zu Miniröcken?")
Blicken wir noch einmal zurück auf Die Straßen von San Frankzisko. Hier ging Thomas detailliert auf die Tatsache ein, dass es für einige von uns immer noch eine Herausforderung darstellt, die Länge von mehrtaktigen Pausen richtig einzuschätzen, und er empfahl, sich durch Zählen einen Überblick zu verschaffen. Von solchen Tricks erfährt man natürlich nur, wenn man einen Profi als Bandleader beschäftigt. An dieser Stelle sei auch noch einmal klargestellt, dass es nicht Thomas' Schuld war, dass wir den ersten Durchgang von Street Life abbrechen mussten, weil er den Überblick verloren hatte. Wie er später im Einzelgespräch glaubhaft deutlich machte, hatte ein heimtückischer Zeitgenosse die Partitur falsch zusammengeheftet. Die Redaktion findet diese Erklärung einleuchtend und wird alles daran setzen, den Vorfall lückenlos aufzuklären.
Die anschließende Nachbesprechung in der Walldorfer Marktstube verlief auch wieder recht ereignisreich. Zunächst einmal wich die Wahl der Speisen vom gewohnten Flammkucheneinerlei ab. Thomas hatte schon während der Probe mit scharfem Auge erkannt, dass Hendrik mit leichtem Übergewicht von einer Geschäftsreise zurückgekehrt war. Anstatt aber daraus eine Lehre zu ziehen, stürzte dieser sich schamlos auf ein mächtiges Frikadellenbrötchen und aß anschließend noch von den Tellern der anderen mit. Und Toni zerlegte vor unseren Augen ein halbes Schwein in seine Bestandteile und lud die versammelten Musiker (es war leider wieder ein reiner Herrenclub) zum Zugreifen ein, als er nicht mehr konnte. Nur Harald nahm wieder eine Vorbildrolle ein und begnügte sich mit einem grünen Salat.
Harald war es auch, der eines der Hauptthemen des Abends zur Sprache brachte. So weihte er uns im Detail in seine Urlaubserlebnisse auf dem Kreuzfahrtschiff "Aida" ein (Stichwort: "Gruppenbild mit Harald und sieben Damen"). Die Redaktion hat Kenntnis von entsprechenden Beweisbildern, die ihr aber leider (noch) nicht vorliegen. Trotzdem beschlossen wir spontan, das Probenwochenende 2008 auf der "Aida" durchzuführen. Freiwillige für die Organisation werden noch gesucht.
Zum guten Schluss zog unser Präsident Ralf zwei Dokumente aus der Tasche und begann zur Freude aller Anwesenden mit einer halböffentlichen Lesung. Es handelte sich zum einen um ein Bewerbungsschreiben für ein Jazzfestival, und zum anderen um das Protokoll unserer letzten Jahreshauptversammlung. Unverständlicherweise lösten die vorgetragenen Passagen aus dem Protokoll (besonders jene, die den -- dieser Textsorte angemessenen -- Konjunktiv I verwenden), eine geradezu unbotmäßige Heiterkeit bei den Zuhörern aus: Mit Ausnahme von Jens W., selbst ein Mann des geschriebenen Wortes, schämte man sich nicht, Passagen wie die folgenden mit wieherndem Gelächter zu quittieren.
Toni erläuterte, dass wir als Band ein Entwicklungsstadium erreicht hätten,
das es uns erlaube, den musikalischen Nachwuchs zu fördern.[...]
Ralf betonte, dass der Erlös, den wir mit dem Verkauf des Albums erzielen, gegenüber der Durchdringung der Wohnzimmerschränke zweitrangig sei.
Das ist doch nicht witzig. Das ist inhaltlich und grammatisch korrekt. Nun ja, decken wir großzügig den Mantel des Vergessens über solche Ignoranz. Und was den heute Abend geschmiedeten Plan angeht, das Protokoll auf dem Probenwochenende zur allgemeinen Belustigung vorzutragen (nachts um halb drei, nach dem üblichen Gelage und kurz vor dem üblichen Foto-Shooting): Ich bin dabei! Das wird bestimmt lustig. Und wenn es sein muss, lese ich den Stuss sogar selbst vor.